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Gewährsmängel: das Kehlkopfpfeifen

Kehlkopfpfeifen ist einer der sechs sogenannten Gewährsmängel. Gewährsmangel bedeutete dass, wenn ein Pferd eine oder mehrere dieser Erkrankungen zeigt, der Käufer binnen gewisser Fristen vom Kauf zurück treten konnte. Diese Verordnung wurde mit Inkrafttreten der neuen Vorschriften zum 1.1.2002 ersatzlos gestrichen. Seither gelten beim Pferdekauf die gleichen Gewährleistungen wie beim Kauf anderer „Sachen“ nach EU-Recht. Dennoch sollte man sich über die Gewährs- oder Hauptmängel informieren, denn sie schränken die Nutzung des Pferdes erheblich ein bzw. machen sie sogar unmöglich. Zu den Gewährsmängeln gehören außer Kehlkopfpfeifen noch Rotz, Dummkoller, Koppen, Dämpfigkeit und periodische Augenentzündung.

Was genau ist Kehlkopfpfeifen?
Umgangssprachlich sagt man unter Pferdeleuten „Das Pferd hat einen Ton“ oder aber „das ist ein Pfeifer“ . Damit ist nichts anderes als das gefürchtete Kehlkopfpfeifen gemeint. Kehlkopfpfeifen entsteht meist durch eine schwere, eitrige Atemwegserkrankung wie zum Beispiel Druse oder eine Vergiftung (z.B. eine Bleivergiftung). Manche Quellen gehen von einer genetischen Disposition aus. Genaue Belege hierfür gibt es allerdings bis dato nicht.

Durch die genannten Vorgänge wird der die Kehlkopfmuskeln versorgende Nerv geschädigt. Diese Muskeln sind normalerweise dafür verantwortlich, den Kehlkopf offen zu halten und beim Schluckvorgang zu verschließen. Sind sie gelähmt, so sinkt ein Teil des Kehldeckels in den Kehlkopf und verengt die Öffnung, so dass viel weniger Luft durchströmen kann. Das Ergebnis ist ein mehr oder weniger lauter Pfeif-Laut beim Einatmen. Interessanterweise ist in 99% der Fälle die linke Seite betroffen, was wahrscheinlich an der Lage des betroffenen Nervs liegt.

Bei Pferden mit Kehlkopfpfeifen kann durch die verlegten Atemwege die Sauerstoffzufuhr zu den Lungen um bis zu 45% niedriger sein als bei gesunden Tieren. Sie sind deutlich weniger Leistungsfähig und als Sportpferd im Leistungssport nicht einsatzfähig.

Zu beachten ist, dass nicht bei allen Pferden das charakteristische Pfeifen auftritt. Etwa 30-40 Prozent erzeugen kein Geräusch. Ein weiteres typisches Zeichen für einen Pfeifer ist, wenn das Pferd im Galopp (hier braucht es am meisten Sauerstoff) besonders schnell außer Atem gerät, auffallend schnell atmet oder besonders stark schwitzt. In diesen Fällen sollte beim Pferdekauf auf jeden Fall eine Laryngoskopie (mit Hilfe von Instrumenten wird der Kehlkopf des Pferdes vom Tierarzt betrachtet) gemacht werden, um die Diagnose Kehlkopfpfeifen auszuschließen.

Therapie
Kehlkopfpfeifer können, je nach Ausprägung des Problems, als Freizeitpferd eingesetzt werden. Man sollte natürlich die begrenze Belastbarkeit des Pferdes unbedingt beachten. Therapeutisch kann eine Operation Abhilfe schaffen, bei der in leichten Fällen die Falte, die beim Einatmen im Luftstrom liegt und das Atmen behindert, entfernt wird. In schwierigeren Fällen wird die Stimmtasche entfernt und außerdem werden der Kehlkopfknorpel sowie die betroffenen, gelähmten Muskeln, am Rand des Kehlkopfs befestigt. Die Operationen sind leider nur in 50-80% von Erfolg gekrönt. Außerdem können operierte Pferde sich leichter verschlucken, also Nahrung einatmen, da die Funktion des Kehlkopfes in gewissem Maße außer Kraft gesetzt wird. Man sollte sich den Eingriff also gut überlegen und sich ausgiebig vom behandelnden Tierarzt beraten lassen.

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