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Tipp: Alte Hufeisen aufheben

Barhufträger kennen das Problem nicht, Pferdehalter die ihre Pferde beschlagen lassen sehr wohl: Ab und an geht mal ein Eisen verloren. Sei es, weil es schlicht schlecht vernagelt wurde (sollte bei einem guten Schmied eigentlich nicht vorkommen, aber jeder hat mal einen schlechten Tag), weil das Hufhorn zu weich oder zu spröde ist und die Hufnägel keinen Halt finden (zum Thema zu trockenes oder zu sprödes Hufhorn informiert Euch bitte auch im Artikel „Trockene oder spröde Hufe – erkennen und behandeln“), durch Abtreten oder weil ein sowieso schon lockeres Eisen in schwerem Boden stecken blieb.

Leider bemerkt man den Verlust des Hufeisens meist erst einige Zeit später und hat nur wenig Chancen, das gute Stück wieder zu finden. Vor allem auf weitläufigen Koppeln oder langen Ausritten weiß man schlicht nicht, wo man suchen soll. (An dieser Stelle noch ein Tipp zur Pferdegesundheit: wenn Ihr das fehlende Hufeisen auf der Koppel vermutet solltet Ihr auf jeden Fall versuchen, es zu finden. Die im Eisen zurückgebliebenen Nägel und auch das Eisen selbst stellen eine ernste Gefahr dar. Zu leicht kann ein Nagel eingetreten werden oder ein Eisen verklemmt sich im Huf eines anderen Pferdes und verletzt es.)

Nicht einfach zum alten Eisen geben: gebrauchte Hufeisen
Nicht einfach zum alten Eisen geben: gebrauchte Hufeisen

Ist das Eisen erst mal weg sollte man auf keinen Fall mit der normalen Arbeit weiter machen. Der Grund hierfür ist einfach und lässt sich mit einer kleinen Metapher am besten erklären: Stellt Euch vor, Ihr seid auf hohen Absätzen unterwegs und einer bricht ab. Jetzt habt Ihr weder Lust noch ist es Eurer Gesundheit wirklich zuträglich, wenn Ihr mit nur einem Absatz einen 3 Stunden Shopping-Marathon lauft. (Die männlichen Leser verzeihen mir an dieser Stelle bitte den Vergleich und stellen sich statt des abgebrochenen Absatzes einfach vor, sie hätten einen Schuh verloren und wären auf einer Seite nur noch auf der Socke unterwegs ;-))

 

Ein fehlendes Eisen macht aus Eurem Pferd ein Hanghuhn 😉

Bei Pferden ist das im Endeffekt nicht anders. Das fehlende Hufeisen lässt ein funktionell kürzer werden, denn es fehlt die Höhe, die das Eisen normalerweise ausmacht. „Funktionell kürzer“ bedeutet, dass es für das Pferd ist, als sei das eine Bein kürzer, obwohl das Bein selbst in Wirklichkeit natürlich nicht geschrumpft ist. Durch den fehlenden Beschlag und die dadurch fehlende Höhe des Eisens wird das Gesamtgebilde „Pferdebein“ kürzer als „Pferdebein + Eisen“. Funktionell betrachtet ist das „Bein“ kürzer als vorher.

 

Belastungen wenn überhaupt nur moderat!

Belastet man das Pferd nun weiter kann es zu Verspannungen, Sehnenscheidenentzündungen, Rückenproblemen und Lahmheit kommen. Diese Probleme sind meist noch da, wenn das fehlende Eisen längst ersetzt wurde, denn der Bewegungsapparat des Pferdes ist ein empfindliches Gleichgewicht und reagiert auf Störungen recht nachtragend. Falls das Pferd nach dem Verlust des Eisens sofort lahmt (oder auch zu irgendeinem Zeitpunkt später damit anfängt) darf man es auf keinen Fall weiter reiten oder belasten. Versteht sich eigentlich von selbst, ich schreibe das mehr der Vollständigkeit halber hinzu.)

Doch zurück zum Thema: Worin besteht denn nun der Sinn, alte Eisen zu sammeln? Nun, eigentlich ganz einfach: Euer Pferd wird mit hoher Wahrscheinlichkeit kein nagelneues Eisen verlieren, sondern eines, das bereits abgenutzt ist.

 

„Fehlt ein Eisen an den Hufen – solltest Du den Schmied gleich rufen!“

Ihr habt als vernünftiger und verantwortungsbewusster Pferdehalter den Schmied gerufen, der auch – oh Wunder – sofort einen Termin hat und das Dilemma beseitigt. Nur hat er nur neue Eisen dabei, und wenn er das fehlende Eisen einfach durch ein neues ersetzt wird das neu beschlagene Bein funktionell länger sein als die anderen drei, eben weil das neue Eisen höher ist als die alten. Die möglichen Folgen sind die gleichen wie beim Weiterarbeiten mit fehlendem Eisen, denn die Statik des Pferdes ist nicht mehr korrekt, es steht nicht mehr gerade.

Wer schon mal ein Pferd mit pathologischer Schiefe geritten hat weiß, wie fatal sich diese auf die Reiterei auswirkt. Und noch viel schlimmer ist, dass man diese nur mit Mühe und viel Arbeit wieder weg bekommt.

Hat man nun eine kleine Sammlung alter Hufeisen verschiedener Abnutzungsgrade parat kann der Schmied einfach das aussuchen, das was den Verschleiß angeht den verbliebenen Eisen am nächsten kommt. Et voila: anstatt das Pferd vorzeitig komplett neu beschlagen zu lassen, um sicher zu stellen, dass alle Eisen gleich hoch sind, wird das fehlende durch ein entsprechend abgelaufenes Eisen ersetzt und kann beim nächsten planmäßigen Schmied-Termin wieder ganz normal weiter beschlagen werden. Man spart damit in jedem Fall eine komplette Beschlagung lange vor der eigentlichen Zeit. Nicht zu vergessen die gesparten Tierarztkosten für Verspannungen und Probleme durch falsche Hufhöhen 😉

Ach ja, noch ein Tipp zum Schluss: Am besten hebt Ihr im Laufe der Zeit pro Huf 2-3 verschieden abgenutzte Eisen auf und schreibt auf die Schachtel oder die Tüte, in der Ihr die Eisen aufbewahrt, von welchem Bein sie stammen. Hufeisen laufen sich unterschiedlich ab und so ist sicher gestellt, dass das Eisen von rechts hinten auch rechts und nicht links landet. Da gebrauchte Eisen kalt genagelt werden passen sie so besser als wenn der Schmied einfach irgendeines der hinteren bzw. vorderen Eisen nimmt.

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