Anzeige
Zum Inhalt springen

Gerte – wie man sie richtig benutzt

Die Gerte – jeder hat mindestens eine und es sollte sich inzwischen eigentlich auch rum gesprochen haben, wie genau man sie benutzt. Nur leider, leider sieht man doch immer wieder Reiter und Reiterinnen, die das entweder nicht wissen, oder denen der korrekte Einsatz einfach egal ist. Diesen Grobianen ist es auch zu verdanken, dass die Gerte ein stiefkindliches Schattendasein führt, manchmal sogar als Gewaltwerkzeug verteufelt wird. Und genau das Gegenteil ist der Fall.

Zunächst einmal sei erwähnt, dass es für jeden Einsatzzweck die passende Gerte gibt und man am aller-besten auch die jeweils auf die Reiteweise und den Bedarf abgestimmte Gerten-Form benutzen sollte. Genaue Informationen zum Thema „Welche Gerte für welchen Zweck“ findet Ihr in dem gleichnamigen Artikel hier im Blog.

Doch zurück zum eigentlichen Thema dieses Artikels, nämlich, wie man so eine Gerte denn nun benutzt.

Eines vorweg: eine Gerte ist niemals – NIEMALS GAR NIE NICHT – und unter keinen (!!!) Umständen ein Schlagwerkzeug! NIEMALS!

Obwohl das eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass man NICHT mit der Gerte zuschlägt, erkläre ich kurz, warum man das tunlichst vermeiden sollte:

Die Gerte ist Euer verlängerter Arm. Ihr könnt mit ihr zeigen und das Pferd, wenn Ihr die Gerte richtig benutzt, sowohl vom Boden als auch vom Sattel aus dirigieren wie ein Dirigent sein Orchester. Wird das Pferd nun mit der Gerte geschlagen – und da reicht beim guten Gedächtnis unserer vierbeinigen Sportkameraden schon ein einziges Mal – ist das Vertrauen zur Gerte dahin. Das Pferd bekommt Angst oder ist zumindest beunruhigt und alles andere als entspannt, wenn man es danach wieder mit der Gerte touchieren oder dirigieren will.

Gut trainierte Pferde muss man mit der Gerte nicht mal berühren, sie verstehen und achten auf jeden Wink. Nicht aus Angst, sondern aus Verständnis. Genau so gut könnte man in diesem Beispiel den Finger heben...
Gut trainierte Pferde muss man mit der Gerte nicht mal berühren, sie verstehen und achten auf jeden Wink. Nicht aus Angst, sondern aus Verständnis. Genau so gut könnte man in diesem Beispiel den Finger heben…

Das Wichtigste ist zu Anfang, dass das Pferd lernt, der Gerte zu vertrauen. Die Gerte und auch die Berührung mit ihr soll nichts anderes sein als wenn der Mensch das Pferd mit der Hand berührt. Dazu übt Ihr langsam und mit viel Geduld, das Pferd mit der Gerte zu berühren, die Gerte in Gegenwart des Pferdes auch schnell zu bewegen, durch die Luft pfeifen zu lassen (das ist dann schon die „Hohe Schule“) etc. Wie Ihr da genau vorgeht werde ich in einem anderen Artikel noch erklären, denn hier soll es um die Benutzung gehen.

Die Gerte berührt das Pferd so gut wie nie – und WENN sie es tut, dann nur leicht. Es soll nichts anderes sein als ein Tippen auf die Schulter, wenn Ihr im Supermarkt an jemandem vorbei wollt und der auf Ansprache nicht reagiert hat.

Ein Beispiel: Ihr gebt die Hilfe zum Angaloppieren, das Pferd reagiert nicht. Statt jetzt mit dem Bein weiter zu rühren, bis es am Bein komplett stumpf ist und die Hilfe erst recht nicht mitbekommt, tippt Ihr KURZ und EINMAL mit der Gerte. Bei den meisten Pferden reicht es, auf die Kruppe zu tippen, andere reagieren besser, wenn man direkt hinterm Schenkel antippt. Antippen – nicht schlagen, nicht „pfitzen“ und auch sonst nichts.

Stellt Euch vor, Ihr geht in dem Supermarkt von vorhin einen Gang entlang. Es ist eng und da steht jemand, der Euch den Weg versperrt. Ihr wollt vorbei und sagt „Entschuldigung, darf ich kurz vorbei?“ (das wäre, aufs Pferd und das obige Beispiel übertragen, die Galopphilfe). Der Passant reagiert nicht, schaut weiter im Müsliregal nach seinen lieblings-Flocken. Als nächstes geht Ihr ja dann auch nicht hin, packt ihn am Kragen und verpasst ihm eine Ohrfeige, weil er nicht aus dem Weg gegangen ist (solltet Ihr zumindest nicht), sondern ihr tippt ihm mit dem Finger auf die Schulter, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Genau DAS sollt Ihr mit der Gerte machen – nicht mehr und nicht weniger. Das gibt dann nämlich ein zufriedenes, gut reagierendes Pferd und damit auch einen zufriedenen Reiter 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.