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Kleine, saubere Wunden selbst versorgen

Egal ob beim Spiel auf der Koppel oder beim Ausritt, ein kleiner Hautriss oder eine kleine Schürfwunde ist schnell passiert und nicht weiter schlimm, wenn er umgehend und richtig versorgt wird.

Anhaltspunkte, wann unbedingt der Tierarzt gerufen werden sollte sind im Artikel „Kleinigkeiten – wann besser zum Tierarzt?“ zu finden.

Wie geht man nun vor, wenn das Pferd eine kleine, nicht verschmutzte Wunde hat?

Zunächst sollte man die Wunde möglichst genau inspizieren, ohne dabei mit den Fingern in der Verletzung herumzustochern. Sprich: Gucken, nicht anfassen!

So kann man sich schon mal ein erstes Bild vom Schaden machen.

Erst danach sollte man das Areal um die Wunde herum vorsichtig (!!!) abtasten. Hierzu sollte man Handschuhe (Latexhandschuhe, keine Reithandschuhe) tragen – zum Einen, um sich selbst vor möglichen Infektionen zu schützen und zum Anderen, um nicht mit dreckigen Stallhänden in die Wunde zu greifen. Übrigens sollte man die Handschuhe auch tragen, wenn die Hände sauber aussehen, denn es sind trotzdem Horden von Bakterien vorhanden, die wir ganz sicher nicht in die frische Wunde unseres Pferdes schmieren wollen.

Ist die Wunde ist auf den ersten Blick sauber, kein Schmutz zu sehen, nichts klafft und es hat sich keine Hauttasche gebildet (Tastbefund) sollte man das Areal großflächig desinfizieren. Hierzu verwendet man unbedingt einen farblosen Desinfektionsspray.

Farblos deshalb, weil man die Entwicklung der Wunde viel besser beobachten kann, wenn das Gebiet nicht von einem jodhaltigen Mittel rot eingefärbt wurde. Sollte man später doch noch einen Tierarzt brauchen kann auch er die Wunde beurteilen, denn er hat sie ja im „rohen“ Zustand nicht gesehen. Ist das Gebiet mit Salben oder farbigen Sprays versorgt worden, ist es für den Tierarzt ein Blindflug.

Wunde desinfizieren

Als geeignet haben sich beispielsweise Octenisept oder Kodan Tinktur (farblos) erwiesen. Natürlich geht auch jedes andere farblose Desinfektionsmittel für Haut (keine Flächendesinfektionsmittel wie Sagrotan oder ähnliches verwenden!).

Ist die Wunde satt (!) eingesprüht (das Mittel darf ruhig runter laufen, denn es soll ja auch in die hintersten Winkel kriechen) sollte man sie steril abdecken. Hierzu benutzt man eine sterile Wundkompresse (findet man in jedem Verbandskasten). Hat man keine sterile Kompresse zur Hand kann man auch eine nicht sterile benutzen. Auf keinen Fall aber sollte man Taschentücher, Küchentücher, Klopapier oder ähnliche Materialien verwenden, da diese bei Kontakt mit Feuchtigkeit zerfallen und die Wunde verschmutzen.

Handtücher, Lappen, Tücher oder anderes sind bestenfalls ein Provisorium, keine Wundversorgung. Wenn man unterwegs keine anderen Möglichkeiten hat ist das Abdecken damit sicher besser als nichts (vorausgesetzt, der Lappen ist sauber) um weitere Verschmutzung zu verhindern. Die Abdeckung muss aber schnellstmöglich gegen eine Kompresse ausgetauscht werden!

Wunde abdecken – aber richtig!

Die Wunde wird nun mit der Kompresse großflächig abgedeckt (mindestens 2 cm der Kompresse sollte auf gesunder Haut bzw. Fell liegen) und mit Leukoplast festgeklebt. Am besten verwendet man hier das normale Leukoplast (braun), und davon die breite Variante, denn das haftet auch an Fell.

Wenn man die Kompresse mit einer elastischen Binde fixieren möchte solltem an darauf achten, dass man diese auf keinen fall zu fest bindet. Zu viel Druck sonst staut das Blut, zu wenig lässt den Verband rutschen. Am besten testet man den Druck, indem man mit dem Finger unter den Rand der Binde geht und leicht zieht. Lässt sie sich gegen leichten Widerstand ein, zwei cm abheben, stimmt der Druck in etwa. Sicherheitshalber sollte man das Bein (an anderen Stellen gestaltet sich das Verbinden von Pferden schwierig bis unmöglich) beobachten, ob irgendwas oberhalb oder unterhalb des Verbandes anschwillt. Dann muss der Verband sofort entfernt werden!

Verbände müssen regelmäßig gewechselt werden. Die Wunde soll zwar Ruhe haben, um zu heilen, aber man muss die Verletzung trotzdem mindestens einmal täglich sichten, um sicher zu stellen, dass sich nichts verschlechtert (Schwellung, Eiter, Wärme etc.)

Dazu hebt man die Kompresse vorsichtig ab (sollte sie an der Wunde festgeklebt sein kann man mit klarem Wasser so lange spülen, bis man die Kompresse lösen kann ohne die Wunde wieder auf zu reißen) und schaut sich die Sache an (wieder: gucken, nicht anfassen). Wie oben beschrieben erfolgt dann ein vorsichtiges Abtasten der Wund-Umgebung. Danach wieder mit Desinfektionsspray einsprühen und mit einer neuen Kompresse abdecken.

Nach 1-2 Tagen ist die primäre Wundheilung so weit abgeschlossen und man kann mit der Desinfektion aufhören (Voraussetzung: die Wunde ist trocken). Dann deckt man nur noch mit jeweils einer neuen Kompresse ab. Hat sich auf der Wunde eine Kruste bebildet sollte man diese nicht abkratzen. Unter der Kruste bildet sich neue Haut. Ist die Kruste geschlossen und trocken kann man die Kompressen weg lassen. Die Sache heilt dann von alleine.

Sicherheitshalber sollte man aber jeden Tag nach der Verletzung schauen, ob sich irgendetwas verändert hat, die Kruste eventuell aufgebrochen oder abgekratzt wurde. Sobald etwas feucht, eitrig, geschwollen, warm oder sonst irgendwie verändert aussieht: zum Telefon greifen und den Tierarzt rufen.

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