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Pferdepflege der alten Schule: Schweif verlesen

Kein schönes Pferd ohne einen schönen Schweif. Lang und kräftig soll er sein, mit viel Volumen, schön sauber und gepflegt. Nur leider sammelt der Schweif vor allem in den Sommermonaten dank Wälzen auf der Koppel, vorbeikommendem „Fallobst“ (ja, ich meine die Pferdeäpfel ;-)) und (bei Stuten) Urin eine ganze Menge Dreck und Staub. Das Ergebnis: strubbeliges, stumpfes Haar, durchsetzt von Grashalmen, Fliegenresten und allerlei kleinem Unrat. Den großen Dreck kann man prima mit einer groben Bürste ausputzen. Nur was, wenn der Schweif endlich mal wieder so richtig gut aussehen soll? Dann kommt man am sogenannten „Verlesen“ eigentlich nicht vorbei, denn keine Bürste ist so gut wie echte Handarbeit. Für erfolgreiches Verlesen gibt es ein paar kleine Tricks, mit denen man sich die Arbeit erleichtern kann:

1.) ein frisch gewaschener Schweif verliest sich leichter, ganz einfach deshalb, weil nicht auch noch allerlei festgetrocknetes dran klebt. Beim Schweif waschen bitte unbedingt darauf achten, dass der Schweif nicht gerubbelt oder verdreht wird, denn nasses Langhaar ist empfindlich. Am besten einen Eimer mit leichter Seifenlauge anrühren, den Schweif von unten her eintauchen, dann den Eimer bei Seite stellen und den Schweif ausdrücken. Wenn man diese Prozedur ein paar mal mit frischem Seifenwasser und am Ende mit Wasser ohne Seife zum Spülen wiederholt wird der Schweif schön sauber und es brechen kaum Haare ab.

2.) den Schweif nach dem Waschen vor der Weiterbehandlung unbedingt trocknen lassen. Wie oben schon erwähnt, nasse Schweifhaare brechen leicht. Außerdem weicht der Umgang mit nassem Schweifhaar die Finger auf und man schneidet sich dauernd an den schwarfen Haaren. Also: nur trockene Schweife verlesen.

Um zu verhindern, dass das Pferd den frisch gewaschenen Schweif gleich wieder paniert, indem es sich wälzt, lässt man es am besten entweder (wenn es sehr warm ist und der Schweif schnell trocknet) an einer schattigen, zugfreien Stelle stehen, bis die Haare trocken sind, oder man stellt es zurück in die Box.

Tip: wenn man beim Herausdrücken des Wassers den Schweif mit einem trockenen Handtuch einwickelt saugt dieses einen Großteil des Wassers auf und der Schweif trocknet nachher deutlich schneller.

3.) ist der gewaschene Schweif trocken kommt das eigentliche Verlesen: dazu nimmt man immer nur eine kleine Strähne des Schweifhaares an der Schweifrübe auf und zieht sie aus dem Schweif heraus. Dabei die Haarwurzeln mit der anderen Hand sichern, dass es an der Schweifrübe nicht ziept. Die aus dem Schweif herausgezogenen Haare nun einzeln verlesen, also wirklich jedes Haar oder sehr kleine Büschel bis zur Spitze durch die Finger ziehen. Wer empfindliche Finger hat sollte hierzu Handschuhe tragen, denn auch trockenes Pferdehaar schneidet noch recht heftig in zarte Menschenhaut.

Wichtig: auch bei einem bekannten Pferd niemals direkt hinter dem Pferd stehen, sondern immer seitlich. Das Verlesen kann nämlich auch mal kurz ziepen und das Pferd könnte vor Schreck auskeilen. Seitlich am Pferd ist der sicherste Platz.

Die nun gerade gezogenen und entwirrten Schweifhaare am besten mit einer kleinen Klammer zusammenfassen, dass sie sich nicht wieder in den noch zu verlesenden Schwanz verirren. Eventuell kann man die sortierte Strähne auch in kleine Schleifen legen oder zu einem kleinen Zopf flechten, um die Haare bei Seite zu halten. Jeder hat da so seine eigene Methode.

Nun verfährt man mit dem gesamten Schweif so, bis alle Schweifhaare einfach liegen, keine Knoten mehr haben und auch nicht mehr mit anderen Schweifhaaren verknotet sind. Dann löst man die beiseite gesteckten Haare und lässt die einzelnen Stähnen nach und nach wieder nach unten. Ein bisschen ausschütteln, schon hat man einen wunderbar luftigen, sauberen Schweif voller Volumen.

Keine Angst übrigens, wenn beim Verlesen Schweifhaare lose herunterfallen. Im Schweif stecken immer lose Haare, die dann eben aussortiert werden. Dadurch wird der Schweif aber nicht dünner, Ihr entfernt nur die abgebrochenen oder sowieso schon ausgefallenen Haare. Die kann man übrigens wunderbar sammeln und dann aus den Haaren seines Lieblings ein schönes Schmuckstück basteln oder auch machen lassen.

Am Ende des Verlesens kann man dann noch einen Schnitt rein bringen, entweder tropfenförmig oder parallel zum Boden. Bitte den Schweif dabei von einem Helfer in etwas abgestellter Position halten lassen, wie er auch beim Reiten schwingt. Sonst sieht der Schweif-Haarschnitt nämlich nachher auf dem Turnier oder dem Ausritt schräg aus, weil der Schweif beim Reiten ja etwas höher getragen wird als in Ruhe.

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