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Hinter dem Zügel – wenn Pferde sich zusammenrollen.

Etwas runterspielen ist im allgemeinen Sprachgebrauch keine gute Sache. Es bedeutet, man verharmlost etwas, was eigentlich viel wichtiger ist. Anders, nämlich positiv, ist das „Runterspielen“ beim Reiten. Hiermit kann man vor allem nervösen oder unwilligen Pferden, die sich dem Gebiss durch Einrollen entziehen wollen, das Annehmen des Gebisses und in Folge dessen auch das entspannte Untertreten erleichtern. Der Mechanismus dahinter ist eigentlich ganz einfach, denn man macht sich die Tatsache zu Nutze, dass Pferde von Natur aus gerne kauen. (In Pferdekreisen wir immer noch gespannt die Erfindung des Pferde-Kaugummis erwartet, aber die Menschen wissen davon noch nichts, also benutzen die Pferde weiterhin Heu ;-))

Wie genau soll das funktionieren?

Beim Runterspielen gilt, wie bei der Reiterei so oft, „weniger ist mehr“. Man macht das Gebiss interessant, indem man leicht daran herum spielt. Rollt sich das Pferd mit der „Nase-auf-die-Brust“-Technik zusammen, um dem Einfluss des Gebisses zu entkommen, so darf man eines auf keinen Fall machen: den Zügel noch mehr annehmen. Damit erreicht man genau das Gegenteil dessen, was man eigentlich will. Das Pferd wird noch unwilliger, rollt sich noch mehr zusammen und irgendwann geht gar nichts mehr.

Besser ist es, dem Pferd erst einmal Freiraum einzuräumen, die Zügel also locker zu lassen. Wir wollen erreichen, dass das Pferd den Hals lang macht und sich dem Gebiss entgegen streckt, anstatt sich aufzurollen. Da solche Pferde das meist nicht von alleine machen sollte man was die Hilfen angeht so wenig wie möglich stören. Einfach im gelassenen Schritt vor sich hin schlendern und – jetzt kommts – das Pferd runterspielen.

Leicht, leicht und nochmal leicht!

Dazu macht man mit der Reiterhand leichte (!!!) Bewegungen, um das Gebiss im Pferdemaul zu bewegen. Hier ist wirklich Feingefühl gefragt, denn zu viel Bewegung und das Pferd rollt sich wieder ein. Die Bewegung kommt dabei aus den Fingern, auf keinen Fall aus dem Ellbogen oder gar aus der Schulter. Die Bewegungen wären viel zu groß. Man kann sich das in etwa so vorstellen, als würde man einen weichen Schwamm ausdrücken. Immer nur ein oder zwei cm, dann wieder nachlassen. Der Widerstand, der dabei entsteht soll kaum spürbar sein. Wichtig ist es, das Pferd zu beobachten und genau hin zu fühlen, wie und ob sich etwas verändert.

Viel zu viel Zug am Zügel
Weniger (VIEL weniger) Zügelzug ist mehr!

Und wie reagiert das Pferd?

Läuft das Pferd freier, schwingt der Rücken besser? Was sagen die Ohren? Beginnt das Pferd mit den Ohren zu spielen, schnaubt es vielleicht sogar schon etwas ab oder fängt langsam an, auf dem Gebiss zu kauen, dann sind wir auf dem richtigen Weg.

Manche Pferde reagieren besser auf das Runterspielen, wenn man die Hände wechselseitig schließt und öffnet, andere haben es gleichseitig lieber. Das muss man einfach ausprobieren.

Das Wichtigste dabei sind (nochmal) die beiden Punkte

  • wenig, leicht, sanft
    und
  • beobachten, fühlen, merken

Wenn Ihr merkt, dass Euer Pferd reagiert, erst mal weiter machen und auf keinen Fall dem Irrglauben „ah, es funktioniert, dann mache ich mehr“ verfallen. Erst, wenn Ihr merkt, dass die Entspannung wirklich Entspannung ist und kein „mal gucken, vielleicht kann ich ja ein bissel loslassen“ des Pferdes (ist ein bissel doof zu erklären, aber ich denke, jeder Pferdler weiss, was ich meine) kann man versuchen, die Bewegungen zu verändern. Ziel ist es, dass das Pferd zufrieden kauend ans Gebiss heran tritt. Erst wenn das zuverlässig klappt kann man vorsichtig mit der normalen Arbeit beginnen. Rollt sich das Pferd wieder ein, beginnt das Spiel von vorn, also lieber langsamer machen und nichts erzwingen. Irgendwann macht es *klick* und das Problem mit dem Einrollen ist überstanden.

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