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Thema: Klopphengst oder „Und auf einmal war da ein Hoden an meinem Wallach.“

„Und auf einmal war da ein Hoden an meinem Wallach.“ So entdeckt eben auf meinen Streifzügen durch verschiedene Facebook-Pferde-Gruppen.

So lustig das auf den ersten Blick ist, ein plötzlich erscheinender Hoden heißt nichts anderes als folgendes:

  • derjenige, der Euch das Pferd als Wallach verkauft hat wurde entweder vom vorherigen (Hengst-)besitzer, der ihm wiederum das Pferd als Wallach verkauft hat über den Tisch gezogen oder aber er macht das jetzt seinerseits bei Euch, weil er genau weiß, dass das Tier nie kastriert wurde.

  • Euer Pferd ist ein sogenannter Klopphengst, auch Spitzhengst genannt. Damit gehen einige Probleme einher wie beispielsweise Hengstverhalten aber auch ungewolltes Decken oder Krankheiten wie Hodenkrebs.

Die Ursache des Hodenhochstandes liegt in der Entwicklung. Hengstfohlen werden „ohne Hoden“ geboren, oder besser gesagt die Hoden liegen noch im Bauchraum und sind nach außen nicht sichtbar.

 

Hengstverhalten kann auch Ärger machen
Hengstverhalten kann auch Ärger machen


Erst mit fortschreitender Reife des Pferdes steigen die Hoden entlang eines vorgesehenen Weges nach unten ab und verlagern sich in den Hodensack.

Beim Klopphengst bleibt dieser Vorgang aus. Je nach Ausprägung ist beim Klopphengst ein oder auch beide Hoden nicht in den Hodensack abgestiegen sondern liegen nach wie vor im Bauchraum. Für den Laien scheint das nicht schlimm, manche freuen sich sogar wenn sie feststellen, dass ihr Wallach in Wirklichkeit ein Hengst ist. Das streichelt das Ego, denn immerhin kommt man mit einem wilden Hengst zurecht. Doch weit gefehlt.

Kryptorchismus, wie der Hodenhochstand im Fachjargon heißt, ist kein Spaß, leider. Hoden steigen nicht umsonst in den Hodensack ab. Nur hier „lagern“ sie mit der richtigen Temperatur, um zeugungsfähige Spermien zu entwickeln. „Zu warm gelagerte“ Hoden können entarten bzw. sie neigen sogar dazu.

Klopphengste (zumindest die, bei denen beide Hoden im Bauchraum liegen) meist nicht zeugungsfähig (eben weil die Samen aufgrund der hohen Temperatur nicht reifen). Liegt ein Hoden aber im oder nahe am Hodensack kann auch ein Klopphengst decken. Ungeplante Deckakte inklusive der Verletzungsgefahr für Hengst und Stute (immerhin wähnt der Besitzer die Stuten ja mit einem braven Wallach auf der Koppel) sind die mögliche Folge.

Ein weiteres, noch größeres Problem ist die Tatsache, dass nicht abgestiegene Hoden häufig entarten. Auch das ist direkt mit der für das Hodengewebe unphysiologisch warmen Lage in Verbindung zu bringen.

Laienhaft ausgedrückt: oben gebliebene Hoden sollten entfernt werden, um eine Entartung zu verhindern. Außerdem natürlich auch ungewolltes Decken und eventuelle Hengstigkeit gleich mit. Aus medizinischer Sicht ist ein Klopphengst eine tickende Zeitbombe was Hodenkrebs angeht. Und weil der Hoden außen nicht sichtbar ist wird dieser Krebs beim Klopphengst meist nicht bemerkt (beim gesunden Hengst sieht man ja, wenn die Gonaden plötzlich dicker werden als normal) und es fällt erst auf wenn es zu spät ist.

Da die Klopphengst-Operation im Gegensatz zur Kastration nicht im Stehen oder gar im Stall stattfinden kann sondern es sich um eine „echte Bauch-Operation in der Tierklinik handelt, sind die Kosten relativ hoch. 1500 Euro und mehr sollte man auf jeden Fall mal einkalkulieren. Dies nur an alle, die sich überlegen einen Klopphengst wissentlich zu kaufen. Ihr solltet die OP-Kosten in den Kaufpreis gleich mit einrechnen. Am besten fragt Ihr bei Eurer Tierklinik nochmal genau nach, was der „Tagespreis“ so ist… Und dieser gilt nur, falls keine Komplikationen auftreten.

Das Entfernen von nicht abgestiegenen Hoden sollte in möglichst jungen Jahren gemacht werden, denn die OP ist eben wie gesagt eine „echte Operation“ und nicht „nur ne kleine Kastration“ – das heißt, sie ist für den Organismus sehr anstrengend und je älter das Tier desto schlechter….

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