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Kommunikation mal anders – das Fühlen

Beim Reiten dreht sich viel um Hilfen. Druck hier, Gewichtsverlagerung da, Parade dort. Die Reaktion des Pferdes wird vor allem an der Änderung seiner Bewegung wahrgenommen. „Wenn ich hier ‚treibe‘ macht es das und das….“

Heute wollen wir uns mit der anderen Richtung der Kommunikation beschäftigen, denn unsere Freunde, die Pferde, haben uns auch wenn sie unterm Sattel sind, einiges mitzuteilen. Man muss kein „Pferdeflüsterer“ sein, um die feinen Signale, die das Pferd aussendet, mit zu bekommen. Man muss nur bereit sein, sich darauf einzulassen.

Wichtiges Kommunikationsmittel beim Reiten: Der Schenkel
Wichtiges Kommunikationsmittel beim Reiten: Der Schenkel

 

Allen voran das „Fühlen“. Ein bei uns Menschen nicht unbedingt im Vordergrund stehender Sinn, der Tastsinn, und schon gar nicht an zwei der drei Haupt- Kontaktstellen am Pferd, nämlich Schenkel und Hintern. Doch genau hier können wir so viel erfahren.

Setzt Euch doch mal, am besten in ruhiger Umgebung und vielleicht mit einem (schweigenden) Helfer, auf Euer Pferd. Idealerweise auf das gesattelte Pferd, denn wir wollen ja unsere Reitfähigkeiten im Alltag verbessern, nicht eine Dorf-Version nordamerikanischer Ureinwohner nachspielen.

Nun sitzt Ihr also, möglichst locker, im ordentlichen Dressursitz auf Eurem Pferd. Nun versucht, die Kontaktstellen zu erfühlen. Wo berührt Euer Schenkel das Pferd und wie fest? Sitzt Ihr auf beiden Sitzbeinhöckern gleichmäßig?

Um das Gefühl im Schenkel optimal zu haben solltet Ihr keine Reitstiefel oder Chaps tragen, denn der Druck dieser vermindert die Fähigkeit des Fühlens. Der Grund ist ganz einfach: die Tastkörperchen der Haut, die für das Fühlen verantwortlich sind, reagieren nicht auf stetigen Druck, sondern auf Druck-Änderung. Wenn nun der Stiefel oder die engen Chaps schon Druck ausüben sind sie schon „auf 180“ und können keine feinen Druckunterschiede am Schenkel mehr weiter geben. Also: Jodhpur Hosen oder Stiefeletten mit Stiefelhosen, ganz egal. Hauptsache kein Druck am Bein.

Wenn Ihr den feinen Druck, den Euer Schenkel (NICHT Ferse!!!) am Pferd ausübt wahrgenommen habt, dann bittet Euren Helfer, das Pferd im langsamen Schritt zu führen. Merkt Ihr, wie sich der Druck von alleine ändert? Wie sich das Gewicht an Euren Sitzbeinhöckern mit jedem Schritt verlagert?

Wenn Ihr das erfühlt habt, könnt Ihr Eure Hilfen minimieren. Weniger Quetschen, mehr Freude am Reiten.

Zum Abschluss noch folgender Gedanke: Pferde spüren, wenn eine einzelne Fliege auf ihrer Haut sitzt. Wie viel Druck braucht man also für eine Hilfe, die vom Pferd gespürt wird? Genau – fast keinen. Im Gegenteil – ständiges Drücken und Quetschen macht die Tastkörperchen (siehe oben, das funktioniert beim Pferd nämlich auch nicht anders als bei uns Menschen) unempfindlich und das Pferd bemerkt den Druckunterschied nicht mehr.

Bei den Hilfen gilt wie bei so vielem: weniger ist mehr!

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