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Thema Pferdekauf – die leidliche Frage nach dem Preis

Pferdekauf ist – zumindest für die meisten (Hobby-Reiter) – eine sehr emotionale Sache. Die Suche nach dem richtigen Pferd meist etwas, was sich über Monate oder manchmal sogar Jahre hinweg zieht. Nur wenige Glückspilze laufen auf Anhieb ‚an das richtige Pferd hin‘. „gGesehen, probiert, gekauft“ ist relativ selten. Und das ist auch gut so, denn im Idealfall sollte das Pferd ja allen Bedürfnissen auf lange Sicht gesehen gerecht werden, so dass man viele Jahre frohen Miteinanders vor sich hat. Pferde sind keine Sportgeräte sondern Freizeitpartner, so das allgemeine Credo.

Pferdekauf Pferdepreis
Preisfrage Pferdekauf – reicht das Sparschwein?

 

Nun ist es aber so, dass, egal ob nun Sportgerät oder Freizeitpartner, der Preis sehr wohl eine Rolle spielt. „Sollte er aber nicht, es geht um die Liebe zum Pferd, nicht um’s Geld“ schallt es einher. Theoretisch ja, praktisch haben die wenigsten von uns unerschöpfliche Geldmittel zur Verfügung und müssen, ja sollen, sich vorher um die Frage kümmern, was der Traum vom eigenen Pferd denn nun, sowohl kurz- als auch langfristig kostet. An dieser Stelle sei auf den Artikel zum Thema „Laufende Kosten fürs Pferd“ hier im Blog hingewiesen.

„Preis?“
In diesem Artikel hier wollen wir uns mit einer ganz anderen Frage beschäftigen, nämlich mit dem Anschaffungspreis, genauer mit der Frage, ob man beim Pferdekauf von vornherein nach dem Preis fragen kann / soll oder lieber nicht.

Meiner Ansicht nach ist es für alle Beteiligten das Beste, wenn sich ein potenzieller Käufer so früh wie möglich nach dem Preis oder wenigstens einem Preisrahmen erkundigt. Der Käufer weiß so gleich, ob er sich bereits vor abgeschlossenem Verkauf emotional öffnen kann (oder eben auch nur interessieren, wenn man die emotionale Komponente mal weg lassen will) und der Verkäufer verschwendet nicht seine wertvolle Zeit mit einem potenziellen Kunden, der dann doch nicht kauft, weil das entsprechende Tier einfach nicht im Budget ist (sei es weil er nicht mehr Geld ausgeben kann oder auch weil er es schlicht nicht will).

Der Preisrahmen
Wie eng dieser gesteckt ist kann dann natürlich auch ein Problem sein, denn wenn der Verkäufer den Rahmen zu weit steckt sagt das in etwa so viel aus wie wenn man auf die Frage „Wie warm ist es heute draußen“ die Antwort „so zwischen 10 und 30 Grad“ bekommt. Man fängt schlicht nichts damit an und weiß am Ende erst nicht, woran man ist.

Allen Verkäufern sei geraten den Rahmen, wenn es schon keine konkrete Preisangabe geben soll, möglichst eng zu halten. Eine Spanne von plus/minus 30% ist durchaus vertretbar und gibt dem Käufer einen wirklich aussagekräftigen Anhaltspunkt. Ein Preisbereich von 5-1000 Euro ist für einen Käufer mit unerschöpflichen Geldmitteln sicher auch in Ordnung (wobei hier die Frage nach dem Preis wahrscheinlich eher sekundär ist), für jemanden, der ein Budget für das Pferd bereit gestellt und genau geplant hat ist der Rahmen viel zu weit gesteckt. Bei so einer ungenauen Preisangabe muss verständlicherweise auch das Interesse ungenau bleiben. So lang, bis der Käufer einen genauen Preis kennt.

Einen Käufer im Glauben oder gar die Hoffnung zu schüren, der Preis sei innerhalb des Bereichs im unteren Teil angesiedelt macht am Ende beide unglücklich. Den Verkäufer, weil er das Pferd eventuell gar nicht verkauft, trotz all der Zeit für Gespräche, Proberitte etc. und den Käufer, weil er entweder das Pferd, das er nun wollte doch nicht bekommt oder viel mehr bezahlt als er eigentlich wollte oder konnte. Reiter, die sich mal in ein Pferd verliebt haben machen einiges möglich und viel mehr Geld locker als sie sich vielleicht hätten leisten sollen. Das wissen auch Pferdehändler…

Als Käufer sollte man versuchen, sich solche Situationen zu ersparen und als fairer Händler auch. Mit ziemlicher Sicherheit hat der Verkäufer eine sehr konkrete Vorstellung davon, was das Pferd kosten soll. Er kennt es, weiß welche Qualität es hat und wie viele Kosten er dafür aufbringen muss wenn es „länger steht“, denn auch die Verweildauer beim Händler ist für den Preis entscheidend. Es sollte also kein Problem sein, einfach einen Preis oder einen eng genug gesteckten Rahmen zu nennen, vor allem wenn es nicht um die Frage „Was kosten die Pferde bei Ihnen denn so?“ sondern um ein konkretes Pferd geht.

Liebe, Geld und Tränen
So weit, so gut. Man verliebt sich einfach in die Langnasen… und danach erst festzustellen, dass das Traumpferd, in das man sich verguckt hat, doppelt oder drei mal so viel kostet wie man sich leisten kann ist bitter. Ich finde es schon vernünftig sich vorher wenigstens über den Rahmen klar zu sein. Sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäufer-Seite.

Problematisch beim Käufer ist, dass gerade jemand, der sich nur wenig mit den „Eckdaten“ wie Exterieur und Interieur auskennt ein Pferd der höheren Preisklasse eventuell – oder auch weil der Wunsch der Vater des Gedanken ist – preislich zu nieder ansetzt. Dann ist er natürlich bitter enttäuscht wenn genau DAS Pferd seines Herzens eben „nicht drin“ ist, vor allem wenn bis zu dieser Erkenntnis schon viele Stunden des „drumrumschleichens“ stattgefunden haben.

Der Ton macht die Musik
Das hier geht nun an die potenziellen Käufer: Ihr sollt und müsst nach dem Preis fragen, das haben wir oben schon festgestellt. Ein fairer Händler sollte Euch bereitwillig Auskunft geben. Wenn sich ein Anbieter um die Angabe eines Preises oder eines entsprechend eng gefassten Preisrahmens drücken will solltet Ihr Vorsicht walten lassen oder besser gleich woanders schauen. Das gilt wie oben beschrieben natürlich nicht für eine generelle Anfrage sondern für Gespräche über ein (oder auch mehrere) spezielles Tier(e). Lasst Euch nicht beim Pferdekauf in die Enge treiben oder gar zum Kauf drängen.

Auf der anderen Seite ist es wirklich wichtig, auch im Pferdehändler / Verkäufer einen Menschen zu sehen. Vor allem weil viele davon Privatpersonen sind, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr geliebtes Pferd verkaufen müssen (und das eigentlich gar nicht wollen). Also habt Geduld und seid vor allem höflich.

Eine eMail mit nur einem Wörtchen, z.B. „Preis?“ ist einfach abartig und Ihr braucht Euch nicht wundern, wenn keine Antwort kommt. Eine Anrede, ein paar Sätze zu Euch selbst und eine höfliche Schluss-Formel sind das Mindeste, was man erwarten kann.

Ich fasse es nicht, dass ich das nun vorkaue, aber wer sich unsicher fühlt kann es ja in dieser Art versuchen:

Sehr geehrte(r) Damen und Herren / Sehr geehrte(r) Frau / Herr Hinkelhuber,

ich bin auf_______ (ehorses / ebay kleinanzeigen / Ihrer Webseite / in der Zeitung / wo auch immer) auf Ihr Angebot aufmerksam geworden und interessiere mich für ________ (den Braunen /  den Schecken /  Jeronimo / Lieschen / das Pferd unter Anzeigen Nr.XXXX / wie auch immer Ihr das entsprechende Tier genauer bezeichnen könnt).

Ich bin ________ (Anfänger / Freizeitreiter / Westernreiter / Turnierinteressiert / ...........) und möchte mich vorab erkundigen, in welchem Preisbereich das von Ihnen angebotene Pferd liegt und ob Sie mir eventuell mehr über das Tier schreiben können. Wäre es aus Ihrer Sicht für meine Bedürfnisse geeignet? Vielleicht haben Sie noch weitere Bilder oder gar ein Video?

Vielen Dank für die Informationen.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen,
 P. Ferdekäufer

Kein „LG“ oder „MfG“ am Ende sondern eine echte Formulierung und vor allem ein Mindestmaß an respektvoller Kommunikation wirken wahre Wunder. Mit ziemlicher Sicherheit werdet Ihr so mehr über das Pferd erfahren und auch eine Preisangabe mit der Ihr was anfangen könnt.

 

Der Griff zum Telefon
Passt? Prima. Dann greift zum Telefon und kontaktiert den Anbieter am besten nochmal direkt, macht einen Termin aus, klärt Fragen wie AKU (Ankaufsuntersuchung), Proberitte, Gesundheit, Vorgeschichte und eventuell sogar schon wie der Transport ablaufen kann.

Wenn Euch die Angaben passen, scheut Euch nicht, dem Anbieter auch unangenehme Fragen zu stellen. Gab es schon mal Unfälle mit dem Pferd? Wie verhält es sich im Alltag? Ist es verladefromm? Halfterführig? Macht es beim Schmied Theater? Wann war der Tierarzt das letzte Mal da? Warum? Gab es in der Vergangenheit Koliken? Neigt es zu Kotwasser / Entzündungen / Koliken / Mauke / …..? Wie sieht es – falls das für Euch von Interesse sein sollte – mit der sportlichen Eignung aus? Hatte es bereits Turniererfolge? Ist es als Turnierpferd eingetragen? (Ganz wichtig sind hier die bisherigen Erfolge und Starts – das tollste Pferd bringt Euch nichts wenn es in Eurer Klasse nicht mehr starten darf, also aufpassen!)

Auch ein Blick auf die ehemals als „Gewährsmängel“ bezeichneten Krankheiten lohnt sich. Den Gewährsmangel an sich und die damit verbundenen rechtlichen Vorteile was die Rückgabe bzw. Haftung des Verkäufers angeht, gibt es zwar nicht mehr, das macht sie aber nicht weniger interessant. Im Gegenteil, man sollte noch genauer gucken, ob man sich nicht einen Kehlkopfpfeifer oder einen Kopper kauft ohne es zu wissen.

Tipp:
Schreibt Euch vor dem ersten Zusammentreffen eine Checkliste. Diese sollt Ihr natürlich nicht vor Ort abhaken, das kommt im besten Fall komisch 😉 Aber Ihr könnt Euch die Liste genau einprägen und die Fragen, die Euch wichtig sind, vor Augen führen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr am Ende vor lauter Begeisterung für’s Pferd oder Aufregung, ob der Proberitt gut läuft und ob es „DAS“ nun ist, die Hälfte vergesst, etwas geringer.

Falls Ihr doch was vergessen habt könnt Ihr – ein guter Verkäufer sollte auch nach dem ersten Kennenlernen noch Fragen beantworten – anhand Eurer Liste eine eMail schicken und die Fragen, die Euch noch auf der Seele brennen, in einen Text einbauen. So seid Ihr nicht nur gut vorbereitet sondern am Ende auch rundum informiert.

Das Wichtigste beim Pferdekauf ist die Vorbereitung und zu dieser gehört eben auch die Preis-Frage des Kaufpreises, nicht nur die mit dem Pferdekauf einher gehenden laufenden Kosten (siehe oben).

Wichtig ist noch ein letzter Punkt:
Jegliche Vereinbarung, Eignung, Eigenschaft und auch jeder bekannte Mangel sollte schriftlich festgehalten werden. Der netteste Pferdeverkäufer oder die liebste „Freundin“ erkrankt, wenn es doch Probleme geben sollte, gerne mal spontan an akuter Vergesslichkeit was Absprachen, Zusicherungen oder Informationen angeht. Ja, das ist „irgendwie unangenehm“ auf Papierkram zu bestehen. Aber glaubt jemandem, der schon satt Lehrgeld bezahlt hat: Was nicht vertraglich festgeschrieben ist ist die Luft nicht wert, die sich beim „Besprechen“ bewegt hat. Macht den Vertrag VOR einer Anzahlung. Regelt genau, wie alles ablaufen soll. Sonst habt Ihr nachher eine Anzahlung geleistet und am Ende weder Pferd noch Geld (und ich kann Euch sagen, das nervt einen sogar Jahre später, nachdem man den finanziellen Verlust längst verdaut hat noch).

Und nun wünsche ich allen, Käufern und Verkäufern, viel Glück beim „Zusammenkommen“ und noch viel mehr Glück wünsche ich den Pferden, dass sie in die richtigen Hände kommen…

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