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„Liebe Facebook-Gruppe, was stimmt nicht mit meinem Pferd?“

Ein Artikel zu später Stunde zu einem Thema über das ich mich täglich stundenlang aufregen könnte… Ja, Ihr habt sicher anhand der Überschrift schon erraten, worum es geht:

Jeden Tag lese ich in verschiedenen Pferde-Gruppen bei Facebook immer und immer wieder Gesundheitsfragen. Das ist ja nicht weiter schlimm, denn man kann und soll sich informieren und die meisten Fragen sind auch einfach. „Welches Fliegenspray ist das Beste?“, „Mein Pferd soll neues Futter bekommen, wie stellt man am besten um?“, „Ich habe die Mähne geschnitten und jetzt sieht es nix gleich, wie lang dauert es, bis das Langhaar wieder nachgewachsen ist?“, „Findet Ihr mein Pferd dick oder nicht?“ oder auch spezielleres wie beispielsweise Fragen nach den Normalwerten für Atmung, Temperatur und Puls.

Alles legitime Fragen und wer sich lieber in Facebook-Gruppen durch 50 verschiedene Antworten und Kommentare wühlt statt ein Buch zu lesen, dem sei die Freude gegönnt. Wie kompetent die Antworten in solchen Gruppen unter anderem so sind… naja… Wie gesagt, bei trivialen Fragen muss das jeder selbst wissen.

 

Bei akuten Gesundheitsproblemen….

Wo die Fragestunde in Facebook aber definitiv aufhören sollte sind ernsthafte gesundheitliche Probleme!!! (man kann hier gar nicht genug Ausrufezeichen machen)

„Aber sowas macht doch keiner!“ – Ach nein? Eben, vor nicht mal 3 Minuten habe ich in einer Facebook-Gruppe ein Video angeschaut. Da sitzt eine recht gewichtige Dame barfuß in Shorts auf einem lahmenden Pferd und will von der Facebook-Gemeinde wissen, wo genau denn wohl die Ursache der Lahmheit sitzt, eher im Huf oder doch weiter oben.

Den kalten Schauer, der mir bei dem Anblick des zögerlich und definitiv unter Schmerzen voran tastenden Pferdchens überkam, könnt Ihr sicher nachvollziehen. Meinen Kommentar zu diesem Video habe ich lieber nicht los geschickt, denn was mir dazu eingefallen ist war… nunja, sagen wir mal ein kleines Bisschen sarkastisch:

Früher, in der alten Zeit, als es noch kein Internet gab, gab es Leute, die hatten besonders viel Ahnung von Tieren und die konnte man anfordern, meist telefonisch. Dann kamen die und bekamen für ihr Kommen so kleine, bedruckte Baumwoll-Papier-Scheine mit lustigen Mustern oder, noch früher, Goldstücke in legendären Mengen in den Hals geworfen. Dafür bekam man dann etwas was sich „Diagnose“ nannte und außerdem obendrein eine sogenannte „Therapie“. In vielen Fällen soll das dem Pferd sogar geholfen haben und es wurde gesund oder zumindest von seinen Schmerzen befreit.

Wie hießen diese Fachkundler der Tiergesundheit nur? hmmmm…. Nein, ich komm nicht mehr drauf, diese Leute sind heute nur noch Legenden – heute fragt man bei einem kranken Tier die ‚Experten‘ im Internet, von denen man ganz genau weiß wie viel Ahnung sie haben…

 

Im Klartext: 

Wenn Euer Tier krank ist, krank aussieht, krank wirkt, Fieber hat, lahmt, Schmerzen zeigt, Durchfall hat, besonders nervös ist, mit den Hufen stampft, mit dem Kopf in Richtung Bauch schlägt, in Ruhe beschleunigt oder verlangsamt atmet, In Ruhe einen beschleunigten oder verlangsamten Herzschlag hat oder sich plötzlich sonst irgendwie auffällig verhält und Ihr nicht sofort eine Ursache feststellen könnt (wie z.B. das Pferd stampft ständig mit dem Bein weil an dem Tag besonders viele Fliegen rumschwirren) dann NEHMT EUER HANDY UND RUFT EINEN TIERARZT!!!

Tierarzt beim Abhören
Tierarzt beim Abhören

NICHT: gehe in irgendeine Facebookgruppe und frage dort
NICHT: suche Dir ein Forum im Internet und starte eine Diskussion, was dem Pferd fehlen könnte
NICHT: schau mal in Wikipedia, der Seite eines Pferdemagazins oder in einem Pferde-Blog (genau, auch das nicht – und das schreibe ich als Blogger… sollte also ein Hinweis sein, dass es ernst gemeint ist)

SONDERN:
Rufe einen Tierarzt. Rufe direkt ihn, keinen Schamanen, nicht die Freundin mit den Bachblüten, keinen Gesundbeter und auch nicht „mal abwarten“. 


„Aber ein Tierarzt kostet Geld!“

Ja, Tierärze verlangen Geld für ihre Arbeit. Das tut jeder, oder wann habt Ihr (ich wende mich damit an erwachsene, arbeitende Leser – alternativ: „Wann haben Eure Eltern….) zuletzt unentgeltlich und aus purer Freundlichkeit für Euren Chef gearbeitet? Eben. Jeder will für seine Arbeit einen ordentlichen Lohn haben und sollte diesen auch bekommen. Wenn Euch Euer Pferd und dessen Gesundheit und Unversehrtheit das nicht wert ist, dann solltet Ihr schlicht keines halten. So einfach ist das. Kein-Pferd-haben ist nämlich billig. Wer also so gerne spart, dass er seinem ernsthaft erkrankten Pferd die nötige medizinische Hilfe vorenthält, der sollte gleich richtig sparen und auf das Pferd verzichten.

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