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Das Gebiss – die richtigen Maße für das Pferdemaul

Die Länge aber auch der Durchmesser des Gebisses ist von höchster Bedeutung. Nur mit einem gut passenden Gebiss kann das Pferd entspannt laufen, ordentlich am Zügel stehen und so entweder Leistung bringen oder auch „nur“ Spaß an der Freizeit mit seinem Reiter haben. Wie kann man mit möglichst geringem Aufwand die zum Pferd passende Gebissgröße herausfinden?

Am einfachsten geht das mit einem Zollstock, in manchen Gebieten auch Meterstab genannt. Diesen kann man einfach ins Pferdemaul seitlich hinein stecken (natürlich nur EIN 20cm-Teil davon und dieses auch flach gelegt auf die Zunge) und die passende Breite des Gebisses ablesen.

Ein gut passendes Gebiss hat auf jeder Seite etwa 1/2 bis maximal 1cm Platz zwischen Maulwinkel und Gebissringen. Als Faustregel kann man eine Fingerbreite annehmen (Zeigefinger, aber bitte nur, wenn man keine allzu dicken Finger hat ;-)).

Hat man keinen Meterstab zur Hand kann man auch ein möglichst großes Gebiss nehmen und dem Pferd ins Maul stecken. Man zieht es auf der einen Seite so weit heraus, dass auf der anderen Seite der nötige Platz bleibt und hält auf der „langen“ Seite fest. Wenn man das Gebiss nun wieder heraus nimmt kann man vom Gebissring bis zu der Stelle, an der man festhält, messen und hat die richtige Gebissbreite ermittelt.

Ein Seil sollte man zum Bestimmen der passenden Länge nicht verwenden, es ist viel zu weich und kann auch mit viel Gewalt nicht so straff gezogen werden, dass ein korrektes Ergebnis heraus kommt.

Ist das Gebiss zu lang, kann es, wenn es sich um ein gebrochenes Gebiss handelt, beim Zügelzug den Kiefer wie ein Nussknacker einklemmen („Nussknackereffekt“), und auch ein zu lang gewähltes, nicht gebrochenes Gebiss wirkt unnötig scharf durch den langen Hebel zwischen Kieferast und Gebissring.

Wird ein zu kurzes Gebiss benutzt, so klemmen die Gebissringe die empfindliche Haut des Maulwinkels ein. Dem Pferd werden unnötige Schmerzen zugefügt. Es können sich entzündete Wunden oder sogar Schorf oder Hornhaut bilden. Alle drei sind gesundem Reiten alles andere als zuträglich.

Nicht nur die Länge des Gebisses, sondern auch seine Dicke spielen eine wichtige Rolle. Gerde in den letzten Jahrzehnten, in denen immer mehr Vollblüter zur Veredelung alter Rassen mit eingezüchtet worden sind, ist die Maulspalte oft relativ schmal. Ein zu dick gewähltes Gebiss kann es dem Pferd unmöglich machen, das Maul zu schließen, da das Gebiss zwischen Ober- und Unterkiefer eingeklemmt wird. Wird dazu noch ein englisch-kombiniertes Reithalfter (mit Sperr-Riemen) verwendet, klemmt das Reithalfter das Gebiss schmerzhaft fest. Dies ist in jedem Fall zu vermeiden, denn es führt zu dauerhaften Schäden an der Schleimhaut der Laden und am Kiefer.

Die Dicke des Gebisses wird am Ende, kurz vor den Gebissringen, gemessen. Als Standard-Größe wird heutzutage 18mm angesehen (Ponies 10mm). Hat das Pferd sehr wenig Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer im zahnlosen Bereich, den Laden, so muss ein entsprechend dünneres Gebiss gewählt werden.

Den Abstand ermittelt man am besten mit den Fingern. Man steckt die Finger etwa im Bereich des Maulwinkels von der Seite her ins Maul des Pferdes. Keine Angst, Pferde haben da keine Zähne (männliche Pferde haben Hakenzähne und auch Stuten können schnell schnappen, also bitte trotzen vorsichtig sein). Passen zwei Finger übereinander, bis die Finger den Ober- und den Unterkiefer berühren, so ist genug Platz für Gebisse aller Dicken. 18mm wäre in diesem Fall die richtige Wahl. Gebisse mit 20mm Dicke galten früher als schonender, so viel Platz haben aber heute die wenigsten Pferde. Sollte trotzdem ein so dickes Gebiss benutzt werden, so legen Sie das Gebiss ins Maul und schauen durch Auseinanderhalten der Lippen des Pferdes nach, ob es auch genug Platz hat.

Findet beim „Finger-Test“ nur ein Finger Platz, so sollte ein dünnes Gebiss verwendet werden. Je nachdem, wie wenig Platz vorhanden ist wählt man ein 16mm oder sogar ein 14mm dünnes Gebiss. Dünner als 14mm sollte kein Gebiss sein, denn je dünner, desto schärfer die Wirkung. Außerdem sind Gebisse mit einem Durchmesser von weniger als 14mm nach LPO nicht gestattet. (Pony: 10mm).

Das einzige erlaubte Gebiss, das dünner als die 14mm sein darf ist die Unterlegtrense beim Trensen auf Kandare, welche nur 10mm Durchmesser hat.

Wichtig:
Auch ein gut passendes Gebiss sollte ab und an kontrolliert werden, auch wenn das Pferd ausgewachsen ist. Je nach Alter kann sich der Kiefer verändern, die Zahnstellung spielt eine genauso große Rolle wie der Fütterungszustand. Es sollte nicht nur auf die Länge (0,5 – 1 cm „Luft“ am Maulwinkel) und Dicke (genug Platz zwischen Ober- und Unterkiefer), sondern auch auf Kratzer, Risse und Schäden überprüft werden (auch kleine Rillen können schon die Zunge einklemmen).

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